Hallo Tine, am Freitag war ich auf deinem Vortrag in Zell. Es hat mit sehr sehr gut getan. Seit dem geht es mir ein wenig besser.
Wir haben vor einem halben Jahr unseren Sohn Philipp im Alter von 18 ein halb Jahren verloren. Fast so alt wie du warst, als dich dein Schicksal \"begrüßt\" hat. Philipp hatte einen bösartigen Hirntumor seit er 16 1/2 Jahre war. Er war ein ganz besonderers Kind. Tapfer hat er sein Schicksal getragen und ertragen. Er hat uns Mut gemacht. Er wollte normal behandelt werden, so wie du es auch in deinem Buch beschreibst. Während seiner Chemo-und Bestrahlungstherapie hat Philipp ganz viel an Partys teilgenommen. Es war ihm sehr wichtig unter seinen Freunden zu sein. Er hat nicht viel über seine Krankheit gesprochen, er wollte normal und gesund sein. Und wir hatten einen ganz lieben Prof., der uns dahingehnd immer unterstützt hat, und die Wichtigkeit dieser Feten für Philipp klar gemacht hat. Ich bin dankbar dafür, dass er seine letzten beiden Jahre hier auf Erden genutzt hat. Er hat nie geklagt, war immer gut gelaunt, und hat viel gelacht. Und das hat er auch von uns erwartet. Als ich nach der Diagnose im tiefen Loch saß, hat Philipp mich gereizt. Ich sagte ihm \" Philipp, du kannst dich auf den Kopf stellen, ich kann mit dir nicht schimpfen!\" Er machte immer weiter, bis ich dann doch ausgeflippt bin. Grinsend stand er dann vor und sagte mir: \"und genau so möchte ich dich haben!\" Er war ein Engel auf Erden. Ein Freund von ihm hat ihm am ein Bild gemalt, als er tot in unserem Wohnzimmer aufgebart war, und alle Freunde die Möglichkeit hatten, sich von ihm zu verabschieden, mit dem Tite: An Engel on Orth gone back to heaven! Es war wunderschön. Wir haben es dann auch als Cover für den Totenzettel genommen. Trotzdem alles so schrecklich war, hatten wir auch eine sehr sehr schöne Zeit, für die wir dankbar sind. Wir hatten keine Geheimnisse voreinander, schmusten viel und hatten viel Spaß miteinander. Philipp hat einen super tollen Bruder, der alles für ihn tat. Peter ist nur 16 Monate älter als Philipp. Er hat mit Philipp nicht nur einen Bruder, sondern auch eine guten, wenn nicht sogar seinen besten Freund verloren. So könnte ich dir noch viele viele Dinge erzählen, aber was ich dir eingentlich sagen wollte: In letzter Zeit ging es mir sehr schlecht. Zeitweise stehe ich an der Wand und weiß nicht mehr, wie es weitergehen soll. Philipp ist mir sehr nah. Manchmal spüre ich, dass er da ist, dann läuft es mir eiskalt den Rücken runter. Es tut sehr gut. Und dann dein Vortrag. Du hast mir wieder klar gemacht, dass es Philipp jetzt, da wo er ist, gut geht. Es geht hier nicht um uns, unser Leid, es geht um Philipp! Ihm geht es gut. Peter und mein Mann waren leider nicht bei deiner Vorlesung dabei, aber sie hatten mich dann zu hause mit vielen vielen Fragen bombardiert, die mir natürlich nicht eingefallen sind. Ich bin da eher der stille Zuhörer. Aber ich hoffe sie können dir einmal selbst ihre Fragen stellen.
Sorry, dass ich dich dutze, aber irgendwie bist du mir so vertraut. Philipp hatte auch eine ganz liebe Freundin, Leidensgenossin, sie hat MS, und heißt auch Tine. Ich wünsche dir alles Liebe, mach weiter so, und gib noch vielen Verzweifelten Mut und Hoffnung. Du hast einen tollen Weg eingeschlagen. Elke Klaus
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